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Preise runter? Die Reichen zur Kasse?

Ein Beitrag von Birgit:

Am Samstag, den 22.10.2022, saßen mein Mann und ich nach unserem Einkauf auf dem Wochenmarkt beim Fischmaxx im der Holstenstraße. Dort hatten wir quasi einen Logenplatz mit Blick auf den Treffpunkt der Protest-Veranstaltung „Preise runter. Die Reichen zur Kasse!“

Was wir gehört haben, deckte sich zu geschätzt 80 % mit der Meinung, die wir bei den Kieler Gelbwesten vertreten. Zu den Punkten, die mein Mann und ich voll unterschreiben können, gehört unter anderem, dass Unternehmen, die große Gewinne einfahren, nicht mit Steuergeldern gefördert werden sollten.

Und nein, wir sind nicht hingegangen, um an der Protestveranstaltung teilzunehmen. Das hatte mein Mann schon bei der letzten attac-Kundgebung am Europaplatz getan. Er war aufgrund seiner gelben Warnweste sofort als vermeintlich Rechter diffamiert und persönlich angefeindet worden.

Und auch dieses Mal kan wieder die Ansage über Lautsprecher, dass „Rechte“, „Schwurbler“ und „Verschwörungstheoretiker“ nicht erwünscht sind und zum Gehen aufgefordert werden.

Eine linksorientierte, regierungskonforme Veranstaltung?

Die Frage „Eine linksorientierte, regierungskonforme Veranstaltung?“ habe ich mir ganz spontan gestellt. Das Bestreben, die Gesellschaft zu spalten, ist meines Erachtens voll regierungskonform, denn das ist das, was unsere Bundesregierung schon eine ganze Weile befeuert. Dabei sitzen aktuell doch alle Menschen, egal welcher Parteizugehörigkeit und Couleur sie sind, im gleichen Boot von Preiserhöhungen und ungeeigneten politischen Maßnahmen.

Was macht das mit den Menschen?

Ich kann nur von mir erzählen. Ich bin bei den Kieler Gelbwesten dabei. Mein persönlicher Grund dafür ist, dass jede/r dort einfach Mensch sein kann. Parteizugehörigkeit zählt dort einfach nicht. Und so kann ich als Mensch, der bislang recht links gewählt hat, der geimpft und geboostert ist, in einer Gruppe von Menschen meinen Unmut äußern, ohne für Äußerlichkeiten gedisst zu werden. Die gelbe Warnweste ist so eine Äußerlichkeit. Die Kieler Gelbwesten haben dieses Symbol von den französischen Protesten im Jahr 2018 übernommen. Diese Weste hat also so gar nichts mit Rechtsextremismus zu tun.

Wer solche Feindbilder im Kopf hat, wer meint die Gesellschaft noch weiter spalten zu müssen, den kann ich einfach nicht ernst nehmen. Es mag sein, dass es vielen Menschen so geht. Irgendeinen Grund muss es ja haben, dass eine Organisation mit Millionen von Mitgliedern bundesweit an diesem Tag nur so wenige Leute auf die Straße bekommen hat.

„Preise runter. Die Reichen zur Kasse!“

Ich denke fortlaufend auch über den Slogan nach, mit dem diese Gruppierung auf die Straße gegangen ist, Ich frage mich, wie definieren sie „Reiche“? Ist ein kleiner Einfamilienhausbesitzer schon reich? Ist jemand reich, der 300.000 Euro von seinen Eltern erbt? Ist ein kleiner Unternehmer, der sich gerade noch über Wasser halten kann, reich, weil er ein Unternhemer ist? Das ist mir alles viel zu plakativ und allgemein.

Und was geschieht eigentlich, wenn die Preise krass runtergesetzt werden, … wenn die kleinen Geschäftsleute demgemäß bei aktuell steigenden Kosten auch weniger einnehmen? Wie sollen sie ihre Angestellten bezahlen? Wie sollen kleine Familienbetriebe so überleben?

Meines Erachtens ist dieser Slogan grottenschlecht gewählt.

Fazit: Ich bin froh, bei den Kieler Gelbwesten zu sein!

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